Christiana Beste-Taubert ist Dipolm Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und arbeitet seit 2003 als Beraterin bei donum vitae in Hildesheim. Dort war sie von Beginn an in der Schwangerschafts(konflikt)beratung sowie in der Sexualpädagogik/sexuellen Bildung aktiv und bietet Projekte in weiterführenden Schulen und Berufsschulen an. Zusätzlich ist sie in Grundschulen in den Klassenstufen 3 und 4 mit den Projektangeboten „Mein Körper – Dein Körper“ und „Schwangerschaft“ im Einsatz. Sie stellt uns hier einen solchen Projekttag in der Grundschule vor.
8:00 Uhr Mein Arbeitstag in der Beratungsstelle beginnt. Ich stelle Getränke für die heutigen Klientinnen bereit, starte meinen PC, werfe einen Blick in den Terminkalender der Beratungsstelle und kümmere mich um die neu eingegangenen E-Mails. Darunter ist die Nachricht einer kooperierenden Grundschule. Die Lehrerin fragt nach Terminvorschlägen für das „Schwangerschaftsprojekt“. Diesen Projekttag biete ich seit mittlerweile 13 Jahren für Kinder in der dritten Grundschulklasse an. Im „Schwangerschaftsprojekt“ klären wir die Kinder mit einem theoretischen Teil sowie einem Parcours mit verschiedenen Stationen zum Thema „Schwangerschaft und Geburt“ spielerisch auf und sprechen mit ihnen über den Wert des ungeborenen Lebens. Der Projekttag dauert vier Schulstunden. Ich kann der Lehrerin einen Termin schon zwei Monate später anbieten.
9:30 Uhr Telefonat mit der Lehrerin. Wir klären die Anzahl der teilnehmenden Kinder und ich erkundige mich, wie gut die Kinder bereits zur Entstehung eines Kindes und zur Schwangerschaft Bescheid wissen. Ebenso ist mir immer wichtig zu erfahren, ob es Besonderheiten bei den einzelnen Schülerinnen und Schülern gibt, auf die es im Projekt zu achten gilt – so könnte es ein Adoptiv- oder Pflegekind in der Gruppe geben. Darauf kann ich im Gespräch mit den Kindern eingehen. Zusätzlich stimme ich Beginn und Ende des Projektes mit der Lehrerin ab. Nach dem Gespräch schicke ich der Lehrerin ein Informationsschreiben für die Eltern, verbunden mit der Bitte, dieses von den Eltern unterschreiben zu lassen. Zusätzlich bekommt die Lehrerin von mir noch weitere Kopiervorlagen sowie einen Elternfragebogen. Auch diesen sollen die Kinder im Vorfeld meiner Veranstaltung erhalten und mit den Eltern besprechen. Zum Projekttag bekommen die Kinder nämlich von mir die Hausaufgabe, ihre Eltern mit vorgegebenen Fragen zu interviewen: „Wann und wo bist Du geboren? Wer war bei Deiner Geburt dabei? Wie verlief Deine Geburt? Wer hat sich Deinen Namen ausgedacht? Wie ging es Deiner Mutter danach?“ Diese Fragen werden wir am Projekttag im großen Stuhlkreis besprechen. Zusätzlich sollen die Kinder für den Projekttag einen Gegenstand aus ihrer Babyzeit mitbringen.
Acht Wochen später: Der Projekttag ist da!
7:30 Uhr Ich komme mit dem Auto in der Schule an. Mein Kofferraum ist vollgepackt mit Projektmaterialien. Die Lehrerin erwartet mich schon und wir tragen gemeinsam das Material in den Klassenraum. Jetzt kümmern wir uns um die Gestaltung des Klassenraums: Zuerst stellen wir einen halben Stuhlkreis, sodass alle Kinder zur Tafel schauen können. Dann geht es an die einzelnen Stationen („Fühlbeutelstation“, „der Wohlfühlbauch“, die „Arbeitsblätterstation“, „die Literaturstation“) und wir hängen Schilder für ein Spiel auf.
8:00 Uhr Die Kinder kommen in den Klassenraum gestürzt und sind schon ganz aufgeregt. Ich bitte alle, sich ihr Namenschild umzuhängen und mit ihrer Stiftebox sowie ihrem mitgebrachten Gegenstand aus ihrer Babyzeit im Stuhlkreis Platz zu nehmen.
8:15 Uhr Die Lehrerin begrüßt die Kinder und stellt mich vor. Sie erklärt den Kindern den Tagesablauf und startet dann mit dem theoretischen Teil. Es geht mit dem Elternfragebogen los: Jedes Kind hat die Möglichkeit, die an seine Eltern gestellten Fragen und Antworten vorzutragen. „Wer hat sich Deinen Namen ausgedacht?“ ist für alle Kinder immer die wichtigste Frage, denn damit identifizieren sie sich am meisten. Anhand der Fragen erkläre ich kindgerecht, wie ein Kind entsteht. Immer wieder „locke“ ich auch die Kinder zu eigenen Überlegungen und Antworten mit Fragen wie „Was ist eine Hebamme?“ oder „Wie entsteht ein Baby?“.
8:50 Uhr Bewegungspause. Wir machen Dehn- und Auflockerungsübungen im Stuhlkreis. Nun bitte ich die Kinder, der Klasse ihre mitgebrachten Babysachen der Reihe nach vorzustellen. Wir kommen super ins Gespräch und ich höre tolle Geschichten von den Kindern! Auf dem Programm steht das „Ja-Nein-Spiel“: Die Kinder verteilen sich in der Mitte des Raums. Ich stelle nun Fragen und bitte die Kinder, sich zu dem Schild „Ja“ oder „Nein“ zuzuordnen.
9:30 Uhr Pause. Gemeinsam mit der Klassenlehrerin gehe ich ins Lehrerzimmer und reflektiere bei einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen die ersten beiden Stunden.
10:10 Uhr Wir starten. Bevor sich die Kinder in Zweierteams zusammenfinden, erkläre ich die einzelnen Stationen. Dann geht’s los. Die Lehrerin und ich gehen immer wieder rum und schauen, wo die Kinder Unterstützung benötigen.
11:10 Uhr Die Kinder finden sich mit ihren Ergebnissen im Stuhlkreis zusammen. Nun bitte ich die Kinder, erst einmal ganz still zu sein. Ich spiele den Kindern unterschiedliche Geräusche vor, die etwas mit Schwangerschaft und Geburt zu tun haben. Diese Geräusche sollen die Kinder erraten. Danach sprechen wir über die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Teams und reflektieren gemeinsam das Erlebte. Ich erkundige mich bei den Kindern, ob sie noch Fragen haben. Dafür muss immer Zeit sein. Dann bitte ich alle um eine kurze Rückmeldung, wie ihnen das „Schwangerschaftsprojekt“ gefallen hat.
11:45 Uhr Es ist Zeit für die Abschiedsrunde. Ich bedanke mich für die Einladung und verteile das Paket „Dem Leben auf der Spur“ sowie die Broschüre „Mensch von Anfang an“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Auch die Kinder und die Lehrerin bedanken sich bei mir mit einem kleinen Blumenstrauß und einer Schokolade.
11:55 Uhr Nun geht es ans Aufräumen. Einige Kinder helfen mir dabei. Zum Abschluss reflektiere ich mit der Lehrerin den Projekttag und verabschiede mich.
12:15 Uhr Das Auto wird gepackt und ich fahre zurück zur Beratungsstelle. Das heutige Projekt trage ich in die Statistik der Beratungsstelle ein. Nach einer Pause starte ich in meinen ganz normalen Beratungsalltag.
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